9. Kaffeehaus Tour

Wiener Kaffeehaus | Foto: © Vitaliy Hrabar - Fotolia.com
Wiener Kaffeehaus | Foto: © Vitaliy Hrabar - Fotolia.com

Meine offizielle Kaffeehaustour fing im Café Landtmann an. Dort traf ich mich mit einer Freundin, die mir viel Kraft fürs Altenheim wünschte. Ulrike war etwas älter als ich, sie studierte Psychologie, war mit dem Studium fast fertig.

Ich fragte sie, was sie denn von meinem Hustinettenbär-Traum halten würde. Sie meinte, dass das relativ einfach wäre. Ein junger Mann, der sich gegen die alten, erfahrenen Ritter auflehnt, rebellieren möchte – und doch keine Chance hat.

Das war ein interessanter Ansatz. Aber mich würde vielmehr interessieren, was da der Hustinettenbär zu suchen hatte! Und nein, ich hatte kein traumatisches Erlebnis in meiner Kindheit mit einem Hustinettenbären. Sie versprach mir, dass sie sich ein wenig in die Traumwissenschaft einlesen würde, um mir dann besser Auskunft geben zu können.

Ich bedauerte wieder einmal, dass sie schon verheiratet war. „Wie kann man in der heutigen Zeit auf die Idee kommen, unbedingt zu heiraten?“ fragte ich sie mit vorwurfsvollem Ton. „Und nach vier Ehejahren hast Du nicht einmal eine Affäre gehabt! Wie langweilig! Oder hast du mir da etwas verschwiegen?“ Sie lächelte mich an, aber sie wechselte darauf gekonnt das Thema.

Das Landtmann ist zwar ein fantastisches Kaffeehaus, aber auch teuer. Ich trank einen Mozart Café: „Eine zarte Melodie für den Gaumen, die Komposition aus feinstem Nougatlikör, großem Mokka und Schlagobersgupf“, steht auf der Speisekarte.

Eine alte Legende besagt, dass Georg Franz Kolschitzky – der hieß zufällig wirklich so – nach Ende der Türkenbelagerung 1683 das erste Kaffeehaus in Wien eröffnete. Er bekam für seine Heldentaten im Krieg gegen die Türken – er war ein Spion – ein Grundstück, eine Gewerbeberechtigung und einen kleinen Teil der Kriegsbeute, nämlich Säcke mit Kaffeebohnen. Das Kaffeehaus soll in der Nähe des Stephansdoms gestanden sein. Das hält aber einer näheren Überprüfung nicht stand. Kolschitzky war auch nicht der erste, der Kaffee mit Milch und Zucker mischte, das ist eine weitere Legende.

Im 18. Jahrhundert gab es in den Kaffeehäusern meist Billardtische, und die Leute spielten Karten. Beim Kartenspielen durfte man sich aber nicht erwischen lassen, das war verboten. Schon damals wurde zum Kaffee das Glas Wasser serviert.

Im Jahr 1720 wurden im „Kramerschen Kaffeehaus“, das war am Wiener Graben, erstmals Zeitungen aufgelegt. Das lockte vor allem Künstler, Professoren und Literaten an.

Mitte des 19. Jahrhunderts feierten in Wien die so genannten „Konzert Cafés“ ihren Durchbruch. Ab 1856 wurde es in Wien auch Frauen gestattet, Kaffeehäuser zu besuchen. Man war zuvor der Meinung, man müsse Frauen vor dem verruchten Ambiente (Spielerei, Alkohol und Zigarettenrauch) fern halten.

Ich verabschiedete mich von Ulrike und wanderte vom Landtmann zum Café Eiles. Das ist zwar auch ein alteingesessenes Café, aber das Interieur ist schon etwas heruntergekommen, trotzdem ist es gemütlich. Es hatte seine Blüte in den 60er Jahren. Es sollen sich dort auch einige Geheimdienstgeschichten abgespielt haben. Man kann sagen, dass es zu den typischen Wiener Cafés gehört.

Wissen Sie, warum ich in einem Wiener Café immer Trinkgeld gebe? Auch wenn der Kellner noch so unfreundlich war?

Ich saß einmal in einem Wiener Kaffeehaus, dass auch schon etwas heruntergekommen war. Ich machte mir ein paar Notizen. Der Gast am Nebentisch war schon etwas unruhig, weil er bereits mehrmals „Zahlen!“ gerufen hatte. Der Kellner deutete zwar immer, dass er gleich kommen würde, aber er kam nicht. So wartete der Gast schon fast eine halbe Stunde.

Als der Kellner endlich bei dem Gast auftauchte, ließ sich der Gast das Restgeld auf den Cent genau herausgeben, er gab kein Trinkgeld. Der Kellner war schon ein wenig betrunken, aber noch tadellos in Schuss. Er ging, nachdem der Gast gezahlt hatte, schnurstracks zur Küchentür, es war eine Schwingtür wie in einem Western-Saloon. Er machte die Schwingtür auf und schrie im ärgsten wienerischen Dialekt zum Koch hinein, hauptsächlich aber deshalb, damit es das ganze Lokal hören konnte:

„Hast den Deppaten g’sehn? Des Oaschloch, des blede, hot net amol a Trinkgeld geben! Der soll sich schleich’n, oba schnöll! Der soll sich über die Häuser haun! So ein Trottel! Hot net amol an Cent Trinkgeld geben!“

Alle Gäste des Kaffeehauses starrten zuerst auf den Kellner, dann auf den Gast, der kein Trinkgeld gegeben hatte. Der wollte wahrscheinlich am liebsten im Erdboden versinken. Er stand dann schnell auf und flüchtete aus dem Lokal.

Zum Abschluss besuchte ich noch das Café Museum. Am nächsten Tag musste ich in Wien meine Zelte abbrechen.

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Was sind denn Eure Lieblingskaffeehäuser in Wien? Schreibt mir doch in den Kommentaren!

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